Abbildungen - Skulptur:
Wettbewerbsrelief ‚Opferung Isaaks‘, Lorenzo Ghiberti, 1401, 53,3 x 43,3cm, Bronze, Florenz, Museo Nazionale del Bargello
Nordportal, Lorenzo Ghiberti, 1402 – 1424, 457 x 251cm, teilweise vergoldete Bronze, Florenz, Baptisterium
1401 wurde von der Gilde der Wolltuchhändler in Florenz ein Wettbewerb unter Bildhauern ausgeschrieben, um die Gestaltung des Reliefschmucks am Nordportal des Baptisteriums. Mit seinem Proberelief der ‚Opferung Isaaks‘ (siehe Bild 1) gewann Lorenzo Ghiberti diese Ausschreibung. Gründe hierfür waren zum einen eine gusstechnische Vollkommenheit: das ganze Relief bis auf die Figur des Isaaks war in einem Stück gegossen. Zum anderen zeichnete die Bronze sich durch die Einheitlichkeit ihrer Komposition und einen neuartigen Einbezug der Landschaft ins Geschehen durch die Erschließung des Relief-Hintergrundes aus: die Diagonale der Felswand trennt den Bildbereich der untergeordneten Diener mit dem Esel vom Bereich der Hauptfiguren. Bei ihnen spiegelt sich in der Drehung Abrahams elegant die entgegengesetzte Bewegung seines Sohnes Isaak wider.
Insgesamt umfasst das Nordportal 28 Relieftafeln mit einem Bildzyklus aus Szenen des Neuen Testaments (siehe Bild 2, 3 & 4). Jedes Feld ist von einem gotischen Vierpass umgeben. Auch in den nachfolgenden Reliefs erschließt Ghiberti den Hintergrund fast bildhaft. Er dringt in den Reliefgrund ein und die Figuren scheinen sich vom Hintergrund zu lösen. Man kann fast sagen, dass sich die Kategorien von Plastik und Malerei vermischen.[1]
[1] Graham-Dixon 2019 S. 94; Zuffi 2008 S. 32; Cumming 2016 S. 86 und S. 88; Wundram 2019 S. 36 – 37.
Lizenz Bild 1: (gemeinfrei) Lorenzo Ghiberti creator QS:P170,Q208125, Wga ghiberti sacrifice of Isaac, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Lizenz Bild 2: Txllxt TxllxT, Firenze - Florence - Piazza del Duomo - Battistero di San Giovanni - Baptistery of St. John 1128 - View SE on (Copy) Gilded Bronze Doors 1422 by Lorenzo Ghiberti, CC BY-SA 4.0
Lizenz Bild 3: Txllxt TxllxT, Firenze - Florence - Piazza del Duomo - Battistero di San Giovanni - Baptistery of St. John 1128 - Gilded Bronze doors 1422 by Lorenzo Ghiberti, CC BY-SA 4.0
Lizenz Bild 4: Txllxt TxllxT, Firenze - Florence - Piazza del Duomo - Battistero di San Giovanni 1128 - View South on Gilded Bronze doors 1422 by Lorenzo Ghiberti, CC BY-SA 4.0
David, Donatello, 1435 – 1453, h 158cm, Bronze, Florenz, Museo Nazionale del Bargello
Donatellos David entstand vermutlich im Auftrag der Medici Familie. Es handelt sich um eine der ersten freistehenden Aktfiguren der Renaissance. Bis auf den Hut und die Stiefel ist der David vollkommen nackt. Er steht in der Kontrapost-Haltung: charakteristisch sind hier Spielbein, Standbein und der Hüftschwung (siehe Bild 1). Diese Pose wurde von den griechischen Skulpturen übernommen. Der junge Mann hat ein Schwert in seiner rechten (siehe Bild 3) und die Schleuder in der linken Hand (siehe Bild 4). Er steht auf einem Lorbeerkranz (ein Symbol für Sieg und Macht, siehe Bild 1) und zu seinen Füßen liegt der Kopf des besiegten Riesen Goliath. Bemerkenswert sind auch die fein ausgearbeiteten Reliefs des Helms. Donatellos David ist eine anatomisch korrekte Figur, die nach der Zentralperspektive ausgerichtet ist und sich von der Architektur um sie herum deutlich loslöst. Dennoch wirkt der emotionale Ausdruck immer noch nur von der Vorderseite auf seine Betrachter*innen (siehe Bild 3 & 4).[1]
[1] Graham-Dixon 2019 S. 97; Cumming S. 90; Wundram 2019 S. 38.
Lizenz Bild 1: Donatello creator QS:P170,Q37562 original file by Patrick A. Rodgers, Donatello - David - Florença, CC BY-SA 2.0
Lizenz Bild 2: Pic by Rufus46, artwork by Donatello, resizing and lighting by Muschio Di Quercia, CC BY-SA 3.0
Lizenz Bild 3: Yair Haklai, Donatello's David, CC BY-SA 4.0
Lizenz Bild 4: Yair Haklai, Donatello's David, CC BY-SA 4.0
Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni, Andrea del Verrocchio, 1483 – 1490, vergoldete Bronze, h 395cm, Venedig, Campo Santi Giovanni e Paolo
Das Reiterstandbild gilt als das Meisterwerk des Andrea del Verrocchio. Die Bronzestatue eines venezianischen Generals zeichnet sich durch ihre kraftvolle Bewegung aus: der Reiter steht in den Steigbügeln (siehe Bild 1), das Pferd hebt den vorderen Fuß hoch in die Luft (siehe Bild 2). Es besteht der Eindruck eines perfekten Zusammenspiels von Reiter und Montur durch die Details der Figur: die Büste schwenkt entgegen der Kopfbewegung, die linke Schulter wird angehoben, die Zügel festgehalten. Ein wichtiges Detail ist auch, dass das Werk allansichtig ist.[1]
[1] Graham-Dixon 2019 S. 104; Wundram 2019 S. 43.
Lizenz Bild 1: Didier Descouens, Bartolomeo Colleoni by Andrea del Verrocchio, CC BY-SA 4.0
Lizenz Bild 2: Monte San Savino, Condotiero Bartolomeo Colleoni, CC BY-SA 3.0
Lizenz Bild 3: © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 4.0, Monument to Bartolomeo Colleoni
Lizenz Bild 4: Rijksmuseum, Ruiterstandbeeld van Bartolomeo Colleoni Venezia. Monumento a Bartolomeo Colleoni a Ss. Giovanni e Paolo, RP-F-F80021, CC0
Pietà, Michelangelo Buonarroti, 1498 – 1499, Marmor, h 174cm b Basis 195cm, Vatikan, Petersdom
Den offiziellen Auftrag für eine Pietà im Petersdom erhielt Michelangelo 1498. Sie sollte das Grabmal des Französischen Kardinals Jean Bilhères de Lagraulas schmücken. Heute steht die Skulptur aber in der Seitenkapelle der Petersbasilika.
Die Gottesmutter sitzt auf einem Felsvorsprung. Sie hält den leblosen Leichnam ihres Sohnes im Arm. Die beiden Personen scheinen in einem Moment der Trauer zu verschmelzen (siehe Bild 1). Beachtenswert sind die anatomischen Kenntnisse des Künstlers, besonders in der Gestaltung Christi. Am Arm kann man beispielsweise die Venen sehen. Marias Haltung ist scheint demutsvoll, sie öffnet ihre linke Hand. Tragendes Element bei ihr ist auch der schwere Faltenwurf in ihrem Gewand, er unterstreicht den Gefühlsgehalt der Szene noch zusätzlich. Als einziges Werk wurde die Pietà vom Künstler signiert: sein Namenszug befindet sich in dem Band, das über Marias Schulter gelegt ist (siehe Bild 2).
Kennzeichnend sind vor allem der Realismus und die tiefe Emotionalität des Werkes.[1]
[1] Graham-Dixon 2019 S. 118; Cumming 2016 S. 137; Zuffi 2008 S. 210; Gonzáles 2012 S. 42.
Lizenz Bild 1: Michelangelo creator QS:P170,Q5592 Torbjorn Toby Jorgensen, The Pietà by Michelangelo (48135182552), CC BY-SA 2.0
Lizenz Bild 2: Nux, Pietà (Michelangelo), author signature, 2017, CC BY-SA 4.0
David, Michelangelo Buonarroti, 1501 – 1504, Marmor, h 434cm, Florenz, Galleria dell’Accademia
Ebenso wie die Pietà sticht auch Michelangelos David durch seine anatomische Korrektheit heraus. Heute ist die Skulptur zum Emblem menschlicher Schönheit und Vollkommenheit geworden. David wird im Augenblick unmittelbar vor dem Kampf dargestellt. Sein muskulöser Körper befindet sich in einer entspannten Pose, aber die Züge seines seitwärts gewandten Kopfes zeigen höchste Konzentration (siehe Bild 2): den Ausdruck einer intensiven Gefühlsregung. Seine linke Hand hält die Schleuder fest, gibt ihm einen leichten Eindruck von Angriffslust. Dieses Kunstwerk verkörpert die Hoch-Renaissance in ihrer reinen Gesinnung. Man erkennt die Integration von Antike und Naturstudium, Realität aber auch Idealität.[1]
[1] Graham-Dixon 2019 S. 118; Zuffi 2008 S. 210, Wundram 2019 S. 45 – 46; Gonzáles 2012 S. 46.
Lizenz Bild 1: Rico Heil (User:Silmaril), David von Michelangelo, CC BY-SA 3.0
Lizenz Bild 2: PhiRequiem, David of michelangelo, CC BY 2.0
Perseus mit dem Medusenhaupt, Benvenuto Cellini, 1545 – 1553, Bronze, h 320cm, Florenz, Loggia die Lanzi
Die Figur des Perseus mit dem Medusenhaupt kann als Machtdemonstration verstanden werden. Perseus steht auf dem Körper der nackten, gekrümmten und enthaupteten Leiche der Medusa (siehe Bild 3). In seiner Figur sehen wir wieder den Kontrapost umgesetzt (siehe Bild 4): die Hüfte ist leicht nach links gedreht, das linke Bein (Spielbein) steht auf dem Körper der Leiche, das rechte Bein auf einem Schild (der Athene). Mit dem linken hochaufgerichteten Arm hält Perseus den abgeschlagenen Kopf (siehe Bild 2), während seine rechte Hand das Sichelschwert (des Hermes) hält (siehe Bild 1). Man kann noch weitere symbolische Details erkennen: unter dem Körper der Medusa befindet sich der Zaubersack, die Schuhe an den Füßen sollen durch die Hermesflügel angedeutet sein. Die anatomisch korrekte Darstellung des muskulösen Körpers deutet auf intensive Studien hin.
Perseus mit dem Medusenhaupt ist Cellinis einziges signiertes Werk: sein Name befindet sich auf einem Band das quer über die Brust von Perseus läuft (siehe Bild 2).[1]
[1] Graham-Dixon 2019, S. 177.
Lizenz Bild 1: (gemeinfrei) anonym, Firenze.Loggia.Perseus01, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Lizenz Bild 2: Dimitris Kamaras, Perseus, Benvenuto Cellini 1, CC BY 2.0
Lizenz Bild 3: Yair Haklai, Benvenuto Cellini-Perseus With the Head of Medusa - A detail-Loggia dei Lanzi, CC BY-SA 2.5
Lizenz Bild 4: (gemeinfrei) Robert Rive creator QS:P170,Q2159611 ., Rive, Roberto (18..-1889) - Il Perseo di Cellini, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Raub der Sabinerinnen, Giovanni da Bologna, 1574 – 1582, Marmor, h 410cm, Florenz, Loggia die Lanzi
Die drei Figuren der Skulptur Raub der Sabinerinnen von Giovanni da Bologna sind aus einem einzigen Stück Marmor entstanden. Die schraubenförmige Bewegung der Handlung ist ein Musterbeispiel für die manieristische Skulptur in Florenz: die Figura serpentinata (siehe Bild 1). Sie verbindet einen klassischen Akt der griechischen Skulptur mit der Lebendigkeit des Manierismus.
An der Basis kniet ein älterer bärtiger nackter Mann auf dem Boden, sein linker Arm hebt sich zur Verteidigung (siehe Bild 3). Ein jüngerer nackter Mann, der auf dem knienden Mann steht, hält eine kämpfende nackte Frau in seinen Armen (siehe Bild 2). Der kniende Mann repräsentiert den schwachen älteren Ehemann der jungen Sabinerin, die von dem jungen Römer entführt wird. Alle drei sind in ihrer Gesamtheit miteinander verflochten, durch Körperkontakt und durch Blickkontakt.
Die Verwendung von übertriebenen Gesten und die Fähigkeit, ein Gefühl von intensiver Energie zu vermitteln, prägen den bildhauerischen Stil des Manierismus.[1]
[1] Graham-Dixon 2019, S. 179.
Lizenz Bild 1: I, Sailko, Giambologna, ratto delle sabine 02, CC BY-SA 3.0
Lizenz Bild 2: Mary Harrsch, Rape of the Sabine Women 1583 by Giambologna at the Loggia dei Lanzi in Florence Italy MH 02, CC BY-SA 4.0
Lizenz Bild 3: Mary Harrsch, Rape of the Sabine Women 1583 by Giambologna at the Loggia dei Lanzi in Florence Italy MH 01, CC BY-SA 4.0