ART HISTORY TO GO 
 

Malerei - Einführung:

Frührenaissance – 1420 bis 1500:

Die Hauptaufgabe der Maler der Frührenaissance ist nach wie vor die Produktion religiöser Bilder, jedoch orientieren diese sich zunehmend an den Werken der Natur und der Antike. Die Wiederentdeckung der perspektivischen Darstellung von Gegenständen im Raum, die bereits in der griechischen Antike bekannt war, stellt die bedeutendste Errungenschaft der Frührenaissance dar. Die Technik der Perspektive ermöglicht es, einen dreidimensionalen Körper auf einer Fläche darzustellen. Der aus Florenz stammende Maler Masaccio ist der erste Künstler, der die Perspektive nach den mathematischen Regeln Brunelleschis in die Kunst der Malerei einführt. Dies zeigt sich in seinem Dreifaltigkeitsfresko (1425-1428), das in Florenz entstanden ist. Neben der perspektivischen Darstellung weisen einige Werke Masaccios bereits eine sehr naturalistische Darstellung auf. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Gemäldefolge der Brancacci-Kapelle in Florenz. Masaccio entwirft dort, gemeinsam mit einem weiteren Maler, einige Fresken. Ein beachtenswertes Werk der Gemäldefolge ist Die Vertreibung aus dem Paradies (1424/25-1428).[1]

Neben der Entwicklung der Renaissance in Italien, gelangt die Kunst auch in den Niederlanden zu einer bedeutenden Blüte. In diesem Teil Europas vollzieht sich die Perfektionierung der noch neuen Ölmalerei. Ein zentrales Werk in diesem Kontext ist der Genter Altar (1426-1432) von Jan van Eyck.[2]

Ein weiterer wichtiger Maler der italienischen Frührenaissance ist Sandro Botticelli. Er befasst sich weniger mit der wissenschaftlichen Beobachtung, sondern setzt seinen Fokus auf ausgeschmückte Szenen mit betont emotionalem Ausdruck. Neben tief religiösen Bildern, malt er auch realitätsnahe Porträts und neuartige, großformatige mythologische Szenen. Eines der berühmtesten Werke Botticellis ist das Gemälde Der Frühling (1478), welches ein allegorisches Motiv abbildet.[3]

 

Hochrenaissance – 1500 bis 1527/30:

Die Kunst der Hochrenaissance ist von harmonischen Bildaufbauten und ausgewogenen Proportionen geprägt. Die Künstler streben zunehmend nach einer idealen Verbindung des Menschlichen mit dem Göttlichen, von Natur und Fantasie. Religiöse Bildthemen überwiegen weiterhin, allerdings kommen nach antikem Vorbild gestaltete Szenen, Landschaften und Porträts hinzu. Zwei bedeutende Werke aus Italien sind die Mona Lisa (1503-1505) von Leonardo da Vinci und die Ausgestaltung der Decke der Sixtinischen Kapelle (1508-1512) in Rom von Michelangelo.[4]

Im deutschsprachigen Raum ist der aus Nürnberg stammende Albrecht Dürer einer der bekanntesten Künstler. Die Errungenschaften der Renaissance gelangen durch die Verbreitung der Druckgrafik und durch Dürers Italienreisen nach Deutschland. Dürer setzt sich theoretisch mit den Themen Proportion und Perspektive auseinander. Er malt Historienbilder, Porträts, Landschaften und mehrere Selbstbildnisse. Eines seiner bekanntesten Selbstbildnisse ist das Werk Selbstbildnis im Pelzrock (um 1500).[5]

Ein weiterer wichtiger italienischer Maler ist Raffael. Er malt vorwiegend religiöse Gemälde und setzt sich dabei oft mit dem Thema der Heiligen Familie und der Madonnendarstellung auseinander. Raffaels Bilder besitzen eine emotionale und intellektuelle Tiefe und offenbaren neben Frömmigkeit sein Empfinden für Harmonie, Ausgewogenheit und humanistische Gesinnung. Zudem besitzt er eine Begabung für die Darstellung der Landschaft und ein besonderes Verständnis für die Wiedergabe des bewegten menschlichen Körpers. Eines seiner zentralen Werke ist die Sixtinische Madonna (1512/13).[6]

Die venezianische Malerei besitzt eine besondere Stellung zur Zeit der Renaissance. Sie ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts vor allem für ihre Farbgebung bekannt. Durch einen stufenweisen Farbauftrag und lasierend aufgetragene Farbschichten, erhalten die Farben einen weichen Ton, der in der natürlichen Atmosphäre aufgeht. Zugunsten der Farbentwicklung wird daher auf scharfe Konturen verzichtet. Einer der herausragenden Künstler aus Venedig ist Tizian. Er ist zudem einer der größten und produktivsten Maler der Hochrenaissance. Tizians Werke zeichnen sich durch eine besondere Farbigkeit und lebensnahe Personendarstellungen aus. Er malt Altarbilder, mythologische Gemälde und Porträts. Ein bedeutendes Werk Tizians zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist das Gemälde Die Himmelfahrt Marias (1516-1518).[7]

 

Spätrenaissance / Manierismus – 1530 bis 1600:

Die Malereien der Spätrenaissance sind sehr verfeinert und ausschweifend zugleich sowie voller spannungsgeladener Gegensätze, wie zum Beispiel die Gegenüberstellung von sehr kleinen und großen Figuren. Die Ausgewogenheit und klassische Harmonie der Hochrenaissance werden bewusst vernachlässigt. Bevorzugte Bildthemen sind religiöse Szenen mit ungewöhnlichen Blickachsen, Porträts vor einer unwirklichen Architektur und mythologische oder allegorische Szenen von oft düsterer Symbolik. Typische Kennzeichen sind außerdem verrenkte und überstreckte Figuren, unnatürliche Körperhaltungen und Proportionen, komplizierte Themen mit dichter Symbolik, eine bewusste Verzerrung von Größenverhältnissen und Perspektiven sowie unnatürliche Licht- und Farbeffekte. Die Gesichter sind expressiv und oft rätselhaft, die Figuren wirken angespannt und wie in der Bewegung erstarrt.[8]

Der im Einführungstext bereits erwähnte Giorgio Vasari war zugleich Architekt, Schriftsteller, Historiker, Sammler und ein Maler des Spätmanierismus. Viele Adlige engagierten ihn zur Ausstattung ihrer Häuser. Ein typisches spätmanieristisches Bild Vasaris ist das Werk Lorenzo il Magnifico (1553).[9]

Ein weiterer außergewöhnlicher Künstler dieser Zeit ist der aus Griechenland stammende El Greco („Der Grieche“). Seine Bilder haben eine geheimnisvolle, spirituelle Ausstrahlung und einen eigenwilligen Stil. Die Werke bestechen durch gestreckte Figuren, einen stark vertikalen und dynamischen Bildaufbau sowie durch leuchtende oder stark schattierte Farben. Eines seiner eindrucksvollsten Werke ist das Gemälde Das Begräbnis des Grafen Orgaz 1323 (1586-1588).[10]


[1] Zuffi 2008, S. 34 und 74; Gombrich 2012, S. 229; Kuhl 2017, S. 86; Graham-Dixon 2019, S. 84 und 92.

[2] Zuffi 2008, S. 64 und Cumming 2016, S. 108.

[3] Cumming 2016, S. 96.

[4] Cumming 2016, S. 138.

[5] Partsch 2014, S. 163; Kuhl 2017, S. 102-103.

[6] Cumming 2016, S. 134; Kuhl 2017, S. 95; Graham-Dixon 2019, S. 120; Wundram 2019, S. 56.

[7] Zuffi 2008, S. 202; Cumming 2016, S. 143; Kuhl 2017, S. 100; Graham-Dixon 2019, S. 130.

[8] Nerdinger 2006, S. 488; Cumming 2016, S. 146; Graham-Dixon 2019, S. 175.

[9] Cumming 2016, S. 147.

[10] Cumming 2016, S. 155.



 
 
 
 
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