Skulptur - Einführung:
Auch was die Bildhauerei, bzw. Skulptur angeht gibt es in der Renaissance einige beachtenswerte Entwicklungen. Ein wichtiges Stichwort ist die Zentralperspektive, aber auch der Naturalismus und eine expressive Auffassung der Figuren sind Merkmale der Renaissance-Bildhauerei. Bronze und Marmor werden bevorzugt als Materialien für die Werke genutzt. Neben der Kirche sind in der Renaissance auch Adelige die Auftraggeber der Künstler. Büsten, Reliefs und Portraits werden für sie angefertigt und dann als Selbstdarstellung, oftmals im öffentlichen Raum präsentiert. Außerdem sind lebensgroße, freistehende Skulpturen nach dem Vorbild der römischen Antike ein gefragtes Mittel der Darstellung.[1]
Ein wichtiges Datum zu Beginn der Renaissance ist ein Wettbewerb, der 1401 im italienischen Florenz ausgeschrieben wird. Gesucht wird der Künstler, welcher als bester geeignet ist, um die zweite Bronze-Tür (das Nordportal) für das Baptisterium zu gestalten. Lorenzo Ghiberti fertigt den entscheidenden Entwurf, die ‚Opferung Isaaks‘ an. In seinem Bronze-Relief spiegeln sich die Neuerungen, welche in der Frührenaissance auftreten wider: die Komposition wird einheitlicher, die Figuren treten aus dem Hintergrund in den Vordergrund und die Landschaft wird mehr in die Komposition miteinbezogen. Doch nicht nur Lorenzo Ghiberti macht sich einen Namen in der Früh-Renaissance, auch Donatello oder Andrea del Verrocchio sind wichtige Akteure. Diese Künstler schaffen Bronze-Skulpturen, welche den menschlichen Körper detaillierter und ausdrucksstärker darstellen als vorher (Bsp.: David von Donatello, oder Reiterstandbild von Verrocchio).[2]
Im nördlichen Italien und auch nördlich der Alpen wird in der Skulptur zu dieser Zeit noch der gotische „weichere“ Stil umgesetzt. Erst gegen 1450 verbreitet sich der neue Renaissance-Stil durch Künstler, die in anderen Städten Aufträge annehmen und deshalb Reisen. Die Verkörperung des Stils der Hoch-Renaissance kann besonders in Michelangelos Werken bestaunt werden. Seine Pietà für den Petersdom, aber auch seine Kolossalfigur des David zeigen einen großen Realismus in der Darstellung und eine tiefe Emotionalität der Figuren.[3]
Im Manierismus werden Bewegung und Ausdruck der Skulpturen nochmal gesteigert, sie werden kunstvoll und gelegentlich auch unnatürlicher. Benvenuto Cellinis Perseus mit dem hoch gehaltenen Medusenhaupt kann hier beispielhaft betrachtet werden. Die vielen ausgeschmückten mythologischen Details in der Figur sind durch genaue Betrachtung zu sehen. Aber auch Giovanni da Bolognas Raub der Sabinerinnen gilt als Musterbeispiel für die manieristische Skulptur, vor allem durch die schraubenförmige Gesamtdarstellung, welche die drei Figuren der Skulptur in einer fließend anmutenden Bewegung vereint.[4]
[1] Cumming 2016 S. 86, S. 88 und S. 90. Wundram 2019 S. 36ff.
[2] Wundram 2019 S. 41; Zuffi 2008 S. 15 – 17.
[3] Cumming 2016 S. 136 – 137; Graham-Dixon S. 118, S. 138f.
[4] Graham-Dixon 2019 S. 175, S. 177 und S. 179.